Tief unten in Südtirol

Kellerei St. Pauls Eppan Südtirol

 

auf der anderen Seite aber nicht ihre Säure und damit ihre Spritzigkeit verlieren.

Direkt in Eppan St. Pauls, im Schatten des „Doms auf dem Lande“, der Pfarrkirche St. Pauls mit dem charakteristischen Zwiebelturm, der auch die Etiketten ihrer Weine ziert, liegt die Kellerei St. Pauls. Was 1907 als Kellereigenossenschaft mit 36 Weinbauern aus den umliegenden Gemeinden begann, ist heute noch immer eine Genossenschaft — mittlerweile aber mit mehr als zweihundert Mitgliedern. Gemeinsam kümmern sich Geschäftsführer Hermann Gamper und Kellermeister Wolfgang Tratter um die Geschicke der Kellerei, die heute zu den Top-Adressen der Südtiroler Weinwelt zählt. Das Geheimnis der besonderen Qualität liege gerade im Genossenschaftsmodell, erklärt Wolfgang. „Unsere Mitglieder werden nicht nach Quantität, sondern ausschließlich nach Qualität bezahlt.“

Obwohl es schon spät am Nachmittag ist, brennt die Sonne vom Himmel. Bozen gehört zu den heißesten Städten Italiens. Das ist einerseits überraschend, liegt Bozen doch weit im Norden, umgeben von hohen Bergen. Andererseits herrschen hier in Eppan, nur ein paar Kilometer außerhalb von Bozen gelegen, im Augenblick bestimmt an die vierzig Grad. In der Nacht gibt es hier auf 700 Metern teilweise zwanzig Grad weniger als noch am Tag. Dieser Temperatur-unterschied ist einer der Gründe für die Qualität der Weine von der Kellerei St. Pauls.

Die Trauben der Kellerei St. Pauls in den Steillagen um Eppan, an der Südtiroler Weinstraße, genießen über 1800 Sonnenstunden im Jahr — um im Schutz der Alpen nachts wieder abzukühlen. Das bringt Trauben hervor, die einerseits aromatische Fruchtnoten entwickeln,

die „Gravitationskelterung“. Die historische Kellerei baute man über vier Stockwerke hinweg in die Erde hinein. Früher wie heute erreicht das Traubengut die Kellerei in der obersten Etage, Most und später Wein bewegen sich, nur von der Erdanziehung getrieben, bis ins vierte Untergeschoss. Damals noch aus praktischen Gründen, Pumpen kannte man nicht — heute, weil diese „schonende“ Art, den Wein zu bewegen, qualitätsfördernd ist. Und so folgen wir dem Wein bis ins unterste Stockwerk, 22 Meter unterhalb der Oberfläche sind wir nun. Kühl und dunkel ist es hier — wie gemacht für die Reifung in Barrique-Fässern. Und genau diese finden sich hier in großer Zahl.

„Und da wir viele kleine Weinbauern haben, will jeder natürlich besser sein als der Nachbar. So spornen sie sich gegenseitig an und unsere Weine profitieren davon.“ Die Lese findet ungewöhnlich spät im Jahr statt — viele der steilen Lagen ernten die Bauern erst im Oktober, in Schwerstarbeit ausschließlich von Hand.

Einen weiteren Grund für die besondere Qualität der Weine erleben wir hautnah beim Rundgang durch die Kellerei. Genauer gesagt beim „Tiefgang". Das, was heute in der Konzeption einer modernen Kellerei als „letzter Schrei“ gilt, wurde bei St. Pauls schon 1907 umgesetzt:

Ob Sauvignon, Pinot Grigio oder Weißburgunder, ob Lagrein, Blauburgunder oder Vernatsch: Die Weine von St. Pauls spiegeln die Südtiroler Weinwelt wider. Ob Weine der Classic-Linie oder aber der Riserva-Linie „Passion“, Weine also, die ihre Rafinesse in einem ausgeklügelten, mehrjährigen Reifeprozess entwickeln — vielfach ausgezeichnet begeistern sie Feinschmecker und Fachwelt.

„Dank unseres maßvollen Barrique-Einsatzes erhalten wir Weine, die einerseits unser Terroir widerspiegeln und andererseits langlebig sind“, erklärt Wolfgang, während er die Barrique-Reihen entlangschreitet und fügt zu unserer Überraschung hinzu: „Die Barrique-Fässer sind zum Teil aus einheimischem Eichenholz gemacht.“ Wir staunen. Kein französisches oder slawonisches Eichenholz? Südtiroler Rebensaft in südtiroler Eichenholz — mehr „Terroir“ geht nicht. In der Kellerei St. Pauls werden Weißweine wie Rotweine gekeltert.