Respekt

Feudi del Pisciotto Niscemi Sizilien

 

die Kellerei Feudi del Pisciotto liegt abgeschieden im sizilianischen Hinterland, in der Nähe des Dörfchens Niscemi, auf halbem Weg zwischen Catania und Palermo. Die Sonne brennt vom Himmel, doch zwischen den jahrhundertealten Steinmauern ist es angenehm kühl.

Seit 2007 kommen von hier große sizilianische Weine. Die Kellerei Feudi del Pisciotto gehört zum toskanischen Spitzenweingut Castellare in Castellina, der Önologe Alessandro Cellai ist wie im Chiantigebiet auch hier in Sizilien für die Weine verantwortlich. Vor Ort aber beaufsichtigt Marco Parisi die Prozesse. Marco, ein freundlicher Sizilianer in seinen Dreißigern, mit Dreitagebart und hellblauem Hemd, führt uns durch die Kellerei, die sich in ihrer Gänze an einen Hang schmiegt.

Wie stumme Zeugen einer längst vergangenen Zeit ragen die alten Ruinen des feudalen Herrenhauses empor. Dunkle Löcher, wo früher Fenster waren, Tauben nisten in den sandfarbenen Turmstümpfen. „In ein paar Jahren werden wir hier unsere Gäste begrüßen“, sagt Marco Parisi und deutet auf die Ruine des Herrenhauses.

Wir müssen uns nur einmal um die eigene Achse drehen, um zu verstehen, dass Marco nicht übertreibt. Denn hinter uns liegen der schon sanierte Teil des Landguts „Feudi del Pisciotto“ mit sorgsam renoviertem Gästehaus, einer historischen und natürlich der modernen Kellerei. Wir folgen dem Önologen Marco über den Hof, an den sich die zehn Zimmer des Relais, des Gästehauses, anschließen. Hier im Hof ist es still,

Ein sanftes „Bling“ ertönt, die metallenen Türen des Aufzugs öffnen sich. Ein letzter Blick am frei liegenden Aufzugsschacht hinab, dann begeben wir uns auf direktem Weg hinab in die moderne Kellerei. Hier unten herrschen klare Formen, alle Wände sind aus Beton. Die Kellerei ist vertikal angelegt — das Traubengut erreicht die „cantina" in der oberen Etage, der Most fließt, nur durch die Schwerkraft bewegt, in die darunter liegenden Gärtanks. Noch eine Etage tiefer befindet sich die „barricaia“, der Barriquekeller, mit den französischen Allier-Eichenholzfässern. In der untersten Etage schließlich werden die Weine abgefüllt.

Die Ruine des Herrenhauses thront oben auf dem Berg, daneben die Gebäude des Relais und das „palmento“, die historische „Traubenpresse“. Über eine Brücke gelangen wir zum modernen Teil der Kellerei. „Wir verlassen nun das 18. Jahrhundert und tauchen ein in 2007“, sagt Marco. Während wir auf den Fahrstuhl warten, der uns vom Ende der Brücke hinab in die Kellerei bringen soll, genießen wir den Ausblick. Vor uns liegt ein weites Tal, mit Reben und Klatschmohn bewachsen. „An die Kellerei schließen sich zehn Hektar Rebfläche an“, sagt Marco. Zum Besitz der Kellerei Feudi del Pisciotto gehören insgesamt fünfzig Hektar, die in der Nähe des Weinguts liegen.

Kellerei sieht es im „palmento“ oben auf dem Berg aus. Zurück also im 18. Jahrhundert. Fünf hohe Bögen überspannen die sorgsam restaurierte alte Kellerei. Rechts und links des Mittelgangs befinden sich die steinernen Wannen, in welchen die Trauben früher mit Füßen getreten wurden. Der so gewonnene Most floss aus einer Öffnung durch einen feinmaschigen Korb in ein darunter liegendes Becken. All das lässt sich bei Feudi del Pisciotto gut nachvollziehen: unter dicken Glasscheiben sieht man nicht nur die Becken, sondern auch den Tritt für die Arbeiter und die steinernen Haken, an denen die Körbe zum Filtern des Mostes aufgehängt wurden. „Auch früher schon setzte man auf die Schwerkraft“, sagt Marco und lacht, „und heute gilt das als besonders modern.“

Öffnet man hier die schweren Holztore, ist man am Fuße des Berges angelangt, inmitten der Reben. Bei Feudi del Pisciotto entstehen sizilianische Weine aus einheimischen und internationalen Rebsorten. Innerhalb kurzer Zeit hat sich die Kellerei zu einer der renommiertesten Siziliens entwickelt. Ob die „Einstiegsweine“ der Linie „Baglio del Sole“ aus den einheimischen Rebsorten Nero d’Avola oder Inzolia, oder aber die sogenannten „Designerweine“, viele von ihnen erreichen Höchstnoten bei internationalen Verkostungen. Rund 400.000 Flaschen verlassen die Kellerei pro Jahr.

Vom kühlen, glatten und grauen Beton hin zu warmem, roh behauenem und ockerfarbenem Sandstein: Ganz anders als in der modernen

Italien haben dieses Konzept so detailverliebt und nachhaltig umgesetzt wie Feudi del Pisciotto. Auch die zehn Zimmer des Relais, des Gästehauses, präsentieren sich allesamt unverputzt, die Möbel darin stammen von modernen italienischen Designern. Und in ein paar Jahren kommen dort, wo gerade noch die Tauben nisten, in der Ruine des alten Herrenhauses, fünfzig weitere Suiten hinzu. Man kann wohl davon ausgehen, dass sich auch im Herrenhaus Moderne und Historie blendend vertragen werden.

Ebenfalls in den Räumen des „palmento“: der Saal, in dem die Weine verkostet werden. Auch hier gilt: Es wurde so wenig wie möglich verändert, „per rispettare la bellezza del posto“, um die Schönheit der Anlage zu respektieren. Ein hoher Raum, unverputzte Wände, eine offene Küche, dunkle Holztische — ein Großteil des Bodens besteht aus Glas, darunter liegt ein Gewölbekeller mit alten Fässern.

„Antico e moderno“, eine moderne Atmosphäre in historischem Ambiente — wohl wenige Kellereien in