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Ca’ Viola Dogliani Piemont

 

Umgeben ist Dogliani von unzähligen Weinbergen. Und doch ist es hier selbst in der Hochsaison angenehm ruhig. Denn der Ort Dogliani liegt abseits der großen Touristenrouten, die durch Alba, Barolo und La Morra führen. Und genau aus diesem Grund lassen sich hier noch die ursprüngliche Langhe genießen. Warum also nicht einfach für ein paar Tage im Bed and Breakfast Ca’ Viola, der „Villa Bracco“, absteigen? In einem der drei unterschiedlich möblierten Zimmer nächtigen, am Swimmingpool entspannen und vom Garten aus das Treiben in Dogliani beobachten? Und ganz nebenbei noch einen der renommiertesten Winzer Italiens kennenlernen und seine ausgezeichneten Weine probieren.

Die Geschichte der Kellerei Ca' Viola ist vor allem die Geschichte von Beppe Caviola. Im Gegensatz zu vielen anderen großen Winzern aus dem Piemont, stammt Beppe mitnichten aus einer alteingesessenen Weinfamilie. Sein Vater war Metzger. Und Beppe zählt heute zu den renommiertesten Winzern Italiens. Eine Erfolgsgeschichte.

Dogliani ist sicher eines der hübschesten Städtchen in den piemontesischen Langhe. Jahrhundertealte Häuser aus Backstein säumen den Marktplatz, über die kleine Brücke hinweg liegt die Kirche mit ihrer Barockfassade und der mächtigen grünen Kuppel.

Bereits im Jahr 2002 gewann er den Titel als Italiens bester Winzer. „Unsere Philosophie“, erklärt Beppe beim Rundgang durch die Kellerei, „ist es, immer zwei Weine anzubieten. Eine ,versione classica‘, typisch für die Region, und eine ,versione fuori classe‘, eine außergewöhnliche Interpretation desselben Weines.“ Zwischen Barriquefässern im kühlen Stall des Herrenhauses führt er sein Konzept aus. Dogliani ist die Heimat des Dolcetto, natürlich keltert Beppe auch Weine aus der Dolcetto-Rebe. Die klassische Version „Vilot“ präsentiert sich frisch und fruchtig, ein außergewöhnlich guter Dolcetto für jeden „gewöhnlichen“ Anlass. Die „versione fuori classe“ des Dolcetto heißt bei ihm „Barturot“.

Relais, Privathaus, Kellerei — bei Ca’ Viola findet sich alles unter einem Dach. Mit Blick über Dogliani erhebt sich das stattliche Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert. Cremefarbene Fassade, blaue Fensterläden, umgeben von einem gepflegten Garten mit kurz geschnittenem Rasen, uralten Bäumen und sorgfältig angelegten Blumenbeeten. An das Herrenhaus schließen sich die alten Stallungen aus rotem Backstein an. Seitdem er das Haus 2002 erwarb, hat Beppe das gesamte Anwesen stilvoll renoviert. Am Eingang zur Kellerei, die in den alten Stallungen untergebracht ist, direkt neben blühendem Lavendel, erwartet uns Beppe Caviola. Beppe ist braun gebrannt, sportlich, ein paar graue Strähnen im schwarzen halblangen Haar. Der Kragen seines Polohemds ist hochgestellt, seine Augen blitzen.

An die Kellerei, im Durchgang vom Stall zum Herrenhaus, schließen sich die Verkostungsräume an. Aus unverputztem Backstein sind die Wände, elegante schwarze Sofas und Sessel und massive Holztische schaffen stilvolles, modernes Loft-Ambiente im alten Gemäuer. Beppe stammt aus Montelupo, ganz in der Nähe von Serralungo d’Alba. Vor vielen Jahrzehnten streiften dort noch Wölfe durch die Weinberge — „Monte de Lupo“, „Berg des Wolfes“. Das erklärt auch Beppes Vorliebe für den Wolf.

Das Traubengut für diesen, einen der besten Dolcetti aus dem Piemont, stammt aus einem 65 Jahre alten Weinberg. Der Wein wird im großen Holzfass ausgebaut und reift ein Jahr in der Flasche, bevor er in den Handel gelangt. So entsteht ein Dolcetto mit Tiefgang und Eleganz, ein Wein für besondere Momente. Gleiches gilt für Beppes Barbera-Weine. Die klassische Variante heißt hier „Brichet“, die außergewöhnliche „Bric du Luv“. Die Idee dahinter: Eine Traube eignet sich für ganz unterschiedliche Weine. Und das erfordert natürlich Können.

Als dieser zum ersten Mal den „Barturot“ probierte, fragte er ungläubig: „Tutto Dolcetto?“ Ist das wirklich nur Dolcetto? „Das musst Du abfüllen, das ist ein ,capolavoro‘, ein Meisterwerk!“ Da war sich Elio sicher. Beppe dagegen war zunächst unsicher — er wollte nicht als Produzent wahrgenommen werden, sondern fühlte sich vor allem als Önologe. Dennoch folgte er Elio Altares Rat, füllte den Barturot ab und gewann mit dem Wein gleich im ersten Jahr die höchste Auszeichnung des Gambero Rosso: drei Gläser. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

Der Wolf ziert die Etiketten der Weine, er schmückt die Plakate in der Kellerei, kurzum er ist so etwas wie das Markenzeichen Ca’ Violas. Bis Ende der 1980er-Jahre arbeitete Beppe als Önologe, als „Flying Winemaker“, vor allem für andere berühmte Winzerpersönlichkeiten wie Elio Altare oder Silvio Grasso. Im Jahr 1991 schließlich erwarb er seinen ersten Weinberg, den Dolcetto-Weinberg „Barturot“. Es ging ihm vor allem darum, am eigenen Weinberg zu lernen und mit den Reben zu experimentieren. Seinen Dolcetto „Barturot“ baute er aus wie die großen Weine von Elio Altare.